Kirchengemeinde Sieboldshausen-Volkerode

Unsere Kirchen

Quelle: Siegfried Hartmann
Altar Martinskirche Sieboldshausen

Martinskirche in Sieboldshausen

Die Anfänge kirchlicher Organisation der mainzischen Kirche bei Sieboldshausen liegen um 785–815 n. Chr. (Bruns, 1967). Die ersten Ansiedlungen von Menschen sind hier allerdings weitaus älter. Der Kirchensitz Sieboldshausen gehörte zunächst als eine von zwölf Urpfarreien, die alle dem Heiligen Martin gewidmet waren, zum Archidiakonat Nörten und darauf folgend zum Archipresbyterat Mainz. In und um Sieboldshausen waren in dieser Zeit einzelne Bauernhöfe und Hofgruppen zu finden. Der Bau der Martinskirche wird in die hoch- bis spätromanische Zeit gelegt (frühestens um 1100 n. Chr., nach Grote, 1981). Dabei ist mit einer älteren, frühmittelalterlichen Anlage im Untergrund des heutigen Kirchenschiff zu rechnen. Die Kirche stellte während des Mittelalters einen Erzpriesterssitz, was zu einer überregionalen Bedeutung der Sedalkirche Sieboldshausen führte. Architektonisch wurde dieses durch den Bau einer mittelgroßen romanischen Saalkirche mit einer repräsentativen Doppelturmfassade ausgedrückt. Im Kircheninneren war die Gestaltung einfacher. Dieser überregional bedeutsame Erzpriestersitz bestand während des Hoch- oder Spätmittelalters bis zur Reformation. Vermutlich im Spätmittelalter wurde der Doppelturm der Martinskirche wegen Baufälligkeit abgetragen und durch einen quadratischen Steinturm im Westteil der Kirche ersetzt. 1775/76 kam es zu einem Neubau der heute bestehenden Kirche. Darin wurde ein 1718 erbauter, barocker Kanzelaltar integriert. 1801 wurde die Orgel mit elf Manual- und vier Pedalstimmen geschaffen. Zu den beiden vorhandenen Glocken kam 1866 eine dritte, kleinere Glocke. Alle drei läuten heute noch regelmäßig. Im Mittelalter sollen sich nach schriftlichen Aufzeichungen von Pastor Berckelmann( 1670, Pfarrarchiv Sieboldshausen) noch Reste einer zweiten, kleineren Kirche im Ort befunden haben. Im Ortskern gefundene Spuren von Gräbern und größeren Steinen könnten darauf hinweisen.

Quelle: Siegfried Hartmann
Kirche Volkerode
Das erste Gotteshaus – der Größe nach eine Kapelle – wurde in Volkerode 1397 nahezu am selben Platz errichtet, an dem die heutige Kirche steht. Aufgrund von Baufälligkeit riss man sie 1783 ab und weihte schon im Jahr darauf die zweite Volkeröder Kirche an der gleichen Stelle. Dieses Gotteshaus war sehr solide gebaut, wurde aber 100 Jahre später ebenfalls wegen Baufälligkeit geschlossen und kurz darauf eingeebnet. Grund dafür war ein verheerendes Unwetter, das die Region am 29. April 1800 heimsuchte, nahezu alle Gräber des um die Kirche herum angelegten Friedhofs verwüstete und große Erdmassen auf der Nordseite des Gebäudes mit sich riss, sodass der Bau fortan an der Bruchkante eines tiefen Grabens stand. Die Grundmauern wurden teilweise unterspült und die Kirche verlor mehr und mehr an Stabilität. 1888 musste sie wegen Einsturzgefahr geschlossen werden. 1891 begann man dann mit dem Bau der jetzigen Kirche im neugotischen Stil. Um sie vor erneuten Fluten zu schützen, wurde sie auf dem gleichen Grundstück, aber etwa 15 m weiter südlich platziert, und nach gut einjähriger Bauzeit am 5. Oktober 1892 feierlich geweiht. Seit 1972 beheimatet diese Kirche eine Besonderheit. Sie bietet einen würdigen Raum zur Aufbahrung der Toten. Um diesen Raum zu schaffen, wurde der Haupteingang auf die Nordseite des Gebäudes verlegt und der alte Eingangsbereich unter dem Turm zu einer Sargkammer umgebaut. So konnte man auf den Bau einer Friedhofskapelle verzichten und die örtlichen Trauerfeiern in einem würdigen, großzügigem Rahmen in der Kirche gestalten, was besonders im Winter von großem Vorteil ist. Ein eigenes Pfarrhaus und Pfarrer hat Volkerode nie besessen. Es wurde über die Jahrhunderte hinweg seelsorgerisch weitestgehend von Sieboldshausenaus betreut.
 Weiterführende Literatur zur Kirchengeschichte Sieboldshausen/Volkerode: Bruns (1967): Das Archidiakonat Nörten (Stud. z. Germania sacra 7): S. 168f Grote, Klaus (1981): Die Martinskirche in Sieboldshausen – in: Göttinger Jahrbuch 29 (1981): S. 91-124 © Siegfried Hartmann  

Küsterinnen

Sieboldshausen: Ingrid Rettberg Tel. 05509-1433
Volkerode: Angelika Aue Tel: 05509-924390